Unterm Birnbaum (Original Soundtrack) von Sebastian Fillenberg

Als Kriminalgeschichte lange nur als eher unbedeutendes Nebenwerk Theodor Fontanes abgetan, zählt Unterm Birnbaum längst zum Kanon zentraler Werke des bürgerlichen Realismus. Von Uli Edel kongenial ins 21. Jahrhundert übersetzt, entstand eine Verfilmung, der, gleich der Vorlage, eine elegante Gratwanderung zwischen dem Populären als auch literarischem Anspruch gelingt und deren psychologische Motivik im Kontext des Originals nichts an Aktualität eingebüßt hat.
Dazu entstand eine Musik, die dieser Gratwanderung auf subtile Weise nachspürt und jene stilistische Dualität gleichermaßen aufgreift wie auch die zeitliche. Sie steht dabei unbeirrt mit einem Bein im 19., mit dem anderen hingegen fest im 21. Jahrhundert und schreckt bei vorwiegender Zugänglichkeit auch nicht vor anspruchsvollen Passagen zurück. Dominiert vom satten Klang spätromantischer Orchester- Musik, bricht die Musik immer wieder auf, um Platz für zeitgenössische Elemente zu machen, sowohl auf stilistischer als auch klanglicher Ebene. Avantgardistische Anklänge wechseln sich mit Einflüssen der Minimal Music ab und werden fortwährend von zeitgemäßer Elektronik durchwoben. Neben psychologischer Zeichnung und Milieu-Schilderung unterstreichen die immer wieder auftauchenden sakralen Elemente auch die starke und bisweilen auch kritische, religiöse Konnotation der Erzählung.